Theaternacht 2021 in Bonn – Endlich!  Endlich können wir wieder gemeinsam unterwegs sein, miteinander staunen, lachen, uns auseinandersetzen mit bewegenden und kontroversen Inhalten, in neue Welten eintauchen, uns begegnen, jung sein, die Nacht zum Tage machen: Am 4. September in der Bonner Theaternacht, die dieses Mal bereits am frühen Nachmittag beginnt.

133 Veranstaltungen in 37 Spielstätten können uns unter dem diesjährigen Motto „#TheaterSchafftZukunft #TheaterCreatesFuture„ inspirieren, uns Zukunftsthemen vermitteln, zum Nachdenken herausfordern…. Aus dieser Fülle möchte ich uns Studierenden einige Spielorte und Stücke besonders empfehlen:

In der Bühne der Brotfabrik lädt die Improvisationsshow „Mission Improssible“ alle Mitmachbegeisterten ein selbst kreativ zu werden. Tanzliebhaber unter uns empfehle ich hier das Stück „Zwischenrräume“. Große philosophische Themen wie z.B. Platons Theorie über die Liebe werden im Stück „Eros in us“  diskutiert, die Geschichte um den bekanntesten aller Sünder, Judas, wird in dem Ausschnitt des Stücks „The last days of Judas Iscriot“ weitergesponnen. Neben diesen bunten, schrillen und grotesken Vorstellungen in der Brotfabrik, ist für uns Studierenden sicher auch das ernstere Stück ¡OJO!  von Interesse. Dieses liefert einen spannenden Beitrag über die chilenischen Proteste gegen die soziale Ungleichheit im Jahr 2019 und wird von unseren Kommiliton*innen, der Theatergruppe LA CLÍnicA der Bonner Romanistik, gespielt. Andere uns alle interessierende zukunftsbestimmende Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz bringt uns die Junge Bonner Theatergruppe in dem Stück „Let’s take care of the earth!“ durch Musik, Bewegung, Tanz nahe.

Schon mal von dem Concept Store kiss the inuit gehört?  Wenn nicht, ist hier dringend Nachholbedarf gefordert. Im Stück „Was hätten wir getan; wenn wir es getan hätten“ vom Clowns & Mimen Theater Bitze. offenbart sich uns auf humorvolle Weise ein skurriles Abenteuer mit Gedanken und Visionen zu unserer Umwelt.

Eine weitere absolute Must- See bzw. Must-Hear zum Thema Umweltschutz ist die Geschichte des aktuellen Stars vom Rhein, namens Rhein Ranger. Eventuell habt ihr ihn auch so wie ich  bei unser fast allen durch Corona neu entwickelten Leidenschaft- des täglichen Spaziergengehens am Rhein- entdeckt. Denn jeden Tag joggt Rhein Ranger seine 12 Kilometer am Rhein entlang und sammelt mit Herz und Schweiß unseren Müll auf. Wie es zu dieser Herzensangelegenheit kam und was wir auch als Beitrag leisten könnten, erzählt er im Euro Theater Central: „How plastic changed may Life- A story of a Ranger“.

Eine Verschnaufpause von diesen doch ernsteren Themen könnt ihr euch im „Impro-Match- Comedy-Cup“ im Haus der Springmaus oder auch in der „Jung und Ungebremst“ Show in der Rheinbühne gönnen. So kann in der Springmaus herzlich gelacht werden, wenn zwei konkurrierende Teams von Schauspieler*innen die Ideen des Publikums auf kreative Weise umsetzen und um deren Applaus buhlen. Dagegen finden auf der Rheinbühne talentierte Comedy- und Kabarett-Neulinge their time to shine.

Bei der Tanzveranstaltung „77Beethoven“ im Künstlerforum Bonn könnten wir dann endlich mal wieder das Drumherum vergessen und durch die Kombination von Video- Animation, Tanz und Musik in neue phantastische Welten eintauchen.

Provokante, schaurige, philosophisch angehauchte Theaterstücke erwarten euch dagegen im Kult 41. Der Bogen spannt sich hier von Stücken Kafkas: „Das Urteil“, der Lyrik Kästners: „Parole Mensch“ über Schauergeschichten wie: „Der Rabe“ bis hin zu dystopischen Weltbildern in: „Der letzte Deutsche“.

Allen Liebenden empfehle ich das Stück Liebe et Cetera auf der Werkstatt Bühne der Oper Bonn. Wie der Titel verrät, geht es hier um die Erkundung der Liebe mit all ihren Facetten im Verständnis des 21. Jh.  Kontrovers geht es im Programm der Werkstattbühne mit  Politiker und Autor Thilo Sarrazin im gleichnamigen Stück weiter.  Wer schon immer mal um die Daseinsberechtigung und den Sinn des Lebens eines Dinosauriers sinnieren wollte, ist richtig in dem skurrilen und zugleich philosophischen Stück „Die toten Freunde“.
Darüber hinaus nimmt uns auf der Werkstattbühne das Parabelstück „Der Junge und das Meer“ mit auf ein lebensbedrohliches Abenteuer des jungen Krisik, ein angehender Fischer auf hoher See.

Als letztes muss ich euch noch das Schauspielhaus in Bad Godesberg ans Herz legen. Das aktuelle und uns alle bewegende Thema von Flüchtlingen wird hier in dem Theaterfilm „Doaa und das Meer“ dargestellt. Die Fluchtgeschichte einer jungen Syrerin wird durch Gedichte deutscher Lyriker wie z.B. Joseph von Eichendorf, Erich Kästner sowie Theodor Fontane unterlegt. Wer dabei sein möchte in „Unsere Welt  neu (zu) Denken“, kann in diesem Stück neue Ideen und Visionen rund um das Thema Umwelt kennenlernen. Und vielleicht gelingt es dabei den ein oder anderen von uns, sich von veralteten Denkmustern zu verabschieden.

Das waren meine Empfehlungen, liebe Kommiliton*innen. Dabei war es längst nicht alles was die Theaternacht 2021 zu bieten hat. Deswegen schaut doch gerne selbst noch einmal ins Programm oder lasst euch unterwegs einfach inspirieren. Bleibt dabei offen und dynamisch. Denn das ist was das Theater ausmacht: Sich auf Themen einlassen, neue Diskurse eröffnen und sich im Anschluss gemeinsam darüber austauschen, um Zukunft zu schaffen. Habt Spaß und genießt die wohlverdiente belebende Abwechslung vom digitalen Uni – Alltag!

(von Lena Glanz)

(Fotonachweis: beim jeweiligen Theater)

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